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Montag, 15. August 2011

Party.San Open Air 2011



















Das 17. Party.San Open Air war dieses Jahr in gewisser Weise eine Besonderheit. Nach 16 Jahren verließen die Veranstalter das so extrem kultige Gelände im schönen idyllischen Bad Berka und öffneten die Höllentore nun zum ersten Mal in Schlotheim / Flugplatz.
Ob dies der richtige Weg ist, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Viele Fans haben 2010, nach dem katastrophalen als “Party.Schlamm Open Air“ betiteltem Festival, schockiert auf diese Nachricht reagiert.
Das gerade auf dem Party.San Open Air fast immer schlechtes Wetter und viel Regen als zusätzlicher “Headliner“ vertreten ist, sollte nach vielen Jahren bekannt sein.
Am Ende zählt aber das Festival als Gesamtpaket, und auch dieses Jahr stellte die Party.San-Crew wieder ein beachtliches Festival auf die Beine, auch wenn wiedermal nicht alles optimal war.
Die Anreise am Samstag war ungewöhnlich zäh, so dass ich CLITEATER verpasste.
Angekommen auf dem Gelände, fiel der großflächige Betonuntergrund auf, welcher gerade bei Dauerregen als sehr positiv zu betrachten war.
Zum Glück wurde das Gelände ähnlich aufgebaut wie in den Jahren zuvor, so dass man sich eigentlich gleich zurechtfand.
Metallschüssel abgestellt, wetterfeste Schuhe übergezogen und ab zur Bühne.

Dort lärmten gerade die hessischen Thrash Metal-Urgesteine WITCHBURNER und ich konnte mir erst einmal das 1. kalte Köstrizer Schwarzbier einverleiben.
Viel Publikum war noch nicht vor der Bühne, doch bei PANZERCHRIST füllten sich dann doch die vorderen Plätze.
Die Dänen konnten mich auf ihren Alben “Soul Collector“ und “Room Service“ schon nicht überzeugen und ohne Bo Summer von ILLDISPOSED hinter dem Mikro wirkte der Gesamtsound noch uninteressanter. Magnus Jørgensen passte mit seinen krächzenden Screams einfach nicht zu dem böllernden Death Metal der Dänen.
Egal, hingesetzt, Bierchen geschlürft, gequasselt und gelästert bis zur Umbaupause.
Was dann allerdings folgte, ist schlimmer als ein Samstag Fernsehabend mit Florian Silbereisen und Stefan Mross zusammen.
HEIDEVOLK stümperten auf die Bühne und brachten in 40 Minuten alles auf den Punkt, für was ich mich in der Heavy Metal Szene schäme.
Pagan Metal in seiner ganzen konzentrierten ekligen Abartigkeit. Wer bitte hört freiwillig solche als Foltermethode getarnte “Musik“?
Stampfende Hüpf-Rhythmen, kolossal schlechter Klargesang, die Ein-Finger-Keyboard-Technik in Perfektion, peinliches Outfit und magenumdrehende Mitsing-Refrains die sogar Jürgen Drews nicht einmal geschenkt in seinem Ballermann-Programm aufnehmen würde.
40 Minuten voller Qualen und Leid. Fremdschämen auf ganz üblem Niveau.
Warum solche Sudbands seit einigen Jahren auf dem Party.San Open Air stattfinden, ist mir ein Rätsel.
Hier geht es sicherlich nur darum, mehr Publikum für das Festival zu gewinnen, nicht anders lässt sich die große Menge der Mallorca-Touristen-Metaller auf dem Festival erklären.
Nach dieser Seelen- und Ohrenvergewaltigung freute ich mich auf EXHUMED und ihren CARCASS-lastigen Grindcore.
Doch die Amerikaner sind nach Bad Berka gefahren und haben dort nach dem Festival gesucht.
Somit mussten die Norweger TAAKE ihren Platz mit EXHUMED tauschen.
Ich kann bis heute nicht nachvollziehen, was an den Norwegern so toll sein soll.
Für mich spielten TAAKE schon immer 2. Liga Black Metal, so auch auf dem Party.San.
Mittelmäßiger Black Metal ohne Herz und Seele, spannungsarme Songs und ödes Songwriting, so interessant wie eine Bravo Girl!.
Die Zeit genutzt und auf zu den Fressmeilen und beim Inder leckere vegetarische Kost verspeist.
EXHUMED schafften es dann doch noch rechtzeitig nach Schlotheim, um ihren Grindcore in die Massen zu ballern.
Nur der Sound spielte wieder nicht mit. Ein einziger Klangmatsch dröhnte aus den Boxen und lies nur erahnen, wie nah EXHUMED am Sound der frühen CARCASS sind.
Als nächstes folgten die gehypten NACHTMYSTIUM aus den USA.
Auch hier erschließt sich mir nicht, was am Sound der Amerikaner so toll sein soll.
Gerade die US Black Metal Szene hat so viele erstklassige Bands zu bieten, NACHTMYSTIUM gehören mit Sicherheit nicht dazu. Extrem penetrant war auch der ein und derselbe nervtötende Keyboardeffekt, der irgendwelche Störeffekte simulierte. Wie man spannenden und intelligenten Black Metal made in USA spielt, zeigen Bands wie COBALT, WOE oder TOMB.
Es wurde Zeit für HAIL OF BULLETS und Obersympath Martin Van Drunen.
Die Holländer um Ausnahme-Drummer Ed Warby sorgten mit ihrem einfachen und rhythmischen old school Death Metal für eine gesunde Abwechslung. Teilweise lustige aber auch dämliche Ansagen von Van Drunen, sorgten für den einen oder anderen Lacher. Mehr als mittelmäßiger Standard Death Metal bot der Sound der Holländer aber nicht. Die Stimmung war aber trotzdem sehr beachtlich und langsam wurde es immer voller vor der Bühne.
Vielleicht lag dies aber auch an der nachfolgenden Band, die ja von vielen Medien und Fans als DIE Black Metal Band zurzeit angesehen wird.
Aber mit WATAIN folgte dann doch wieder nur einschläfernder Black Metal, klischeeüberladen bis zum geht nicht mehr!
Musikalisch so aufregend wie die Hornhaut am Fuß meiner Oma und so böse wie das Killer-Karnickel in Monty Python and the Holy Grail! Bier, quasseln, lästern und amüsieren war in den nächsten 45 Minuten angesagt. Unbedeutsamkeit findet bei mir keine Beachtung.
Bisher hatte jede Band eigentlich einen sehr beschissenen Sound. Die Gitarren waren viel zu leise und drucklos, das Schlagzeug viel zu laut, besonders die gepitchte und extrem getriggerte Bassdrum hat mal wieder mächtig genervt und der penetrant laute Bass verschlang jede Melodie und Harmonie.
Mit einem super Sound konnte man auf dem Party.San noch nie rechnen, was man dem Publikum in diesem Jahr allerdings geboten hatte, grenzte schon an einer Beleidigung.
Überraschenderweise schaffte man es der deutschen Death Metal-Legende MORGOTH einen passablen Sound zu verpassen.
Eigentlich hatte ich nicht viel von MORGOTH erwartet, doch nach wenigen Minuten konnte man das 1. Highlight am Samstag ausmachen.
Zum Glück konzentrierten sich MORGOTH auf die Werke “Resurrection Absurd“, “The Eternal Fall“ und “Cursed“ und hatten somit genügend erstklassige Songs zu bieten. Besonders der Band-Klassiker „Pits Of Utumno“ wirkte wie ein Relikt aus uralten Zeiten und sorgte für eine kurzweilige Gänsehautstimmung. Nur der Gesang von Marc Grewe war mir etwas zu drucklos und seine nervenden Ansagen waren auf die Dauer auch peinlich. Muss man nach jedem Song den Spruch „Wir sind Morgoth und wir sind zurrrrrrrrück“ bringen? Bis auf die kleinen Schönheitsfehler lieferten MORGOTH aber ein beeindruckendes Set ab.
Nun war es Zeit für den 1. Headliner am Samstag.
Die norwegische Speerspitze des Extrem Metal ENSLAVED, haben sich in den letzten 10 Jahren zu einer der eindrucksvollsten Bands in der Szene entwickelt.
Endlich konnte man von einem fast anständigen Sound sprechen, auch wenn die Gitarre von Arve Isdal etwas zu leise war.
Super tight, extrem stimmig und konzentriert gut herrschten ENSLAVED auf der Bühne. Songs wie „Ground“, „Ruun“ oder die grandiosen Kompositionen „As Fire Swept Clean the Earth” und „Isa” zeigten, warum die Norweger zu den anspruchsvollsten Bands der skandinavischen Szene gehören.
Auch der 93er Klassiker der 2. Black Metal Welle „Allfáðr Oðinn“ reihte sich perfekt in das ansonsten eher komplexe Songmaterial ein. „Slaget I Skogen Bortenfor“ hätte ich mir zwar eher gewünscht, aber man kann nicht alles haben.
Nur die komplette Nichtbeachtung des Bandklassikers “Frost“ ist ein wenig enttäuschend, auch das umgehen von “Eld“ war sehr schade.
Ein Klassiker wie „Svarte Vidder“ oder „Alfablot“ hätte für noch mehr Abwechslung und Stimmung in der Setlist gesorgt.
Auch Grutle Kjellson markantes Gekrächze gehört weiterhin zu einem eigenständigen Erkennungsmerkmal von ENSLAVED.
Gerade bei der anspruchsvolleren Musik von ENSLAVED konnte man beobachten wie die Touristen-Metaller überfordert die vorderen Reihen verliesen.
Alles richtig gemacht und ganz klar die beste Band des Tages.
Der einsetzende Regen und die schleichende Müdigkeit zwangen mich dann AT THE GATES zu verpassen.

Bis auf den wie gewohnt miserablen Sound, Heideschund und die Running Order, war auch das diesjährige Party.San Open Air wieder ein feines Festival.
Nur der Charme von Bad Berka fehlte komplett und konnte in Schlotheim nicht eingefangen werden.
Negativ war zudem die wirklich sehr sparsame Ausschilderung des Festivals. Gerade bei einem neuen Gelände darf so etwas eigentlich nicht passieren. Die mega-nervige Umleitung tat ihr Übriges dazu. Hier hätte man vom Veranstalter mehr Infos erwarten können.
Die Anzahl der Touristen-Besucher nimmt auch jedes Jahr zu, was ich sehr schade finde, denn gerade die ehemalige familiere Atmosphäre hat das Party.San jahrelang ausgezeichnet.
Wenn man sich wieder mehr auf reinen Death Metal, mehr Grindcore und ein paar frische Black Metal Bands aus dem Underground konzentriert, sollten die Pagan-Weicheier und die Wacken-Schädlinge auch fern bleiben. Aber das sieht die Party.San-Crew sicherlich anders.
Sollte es nächstes Jahr noch mehr Folksmusikantenstadl Metal geben, war das dieses Jahr sicherlich mein letzter Party.San-Besuch.
Ich hoffe dazu wird es nicht kommen…

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